Warum ich (Sauerteig-) Brot backe

Weil ich nach Lektüre einiger Blogs und Bücher festgestellt habe, dass es ohne fast nicht geht, aber auch weil ich denke, dass es viele tatsächlich interessiert, will ich dir gerne (möglichst) kurz erzählen, wie ich zum Bäckerhandwerk kam.

Ich befürchte allerdings, soviel sei vorab erwähnt, dass manche/r nun ob meiner niedrigen Beweggründe enttäuscht sein wird. Denn es ging mir weder darum, einen Ausgleich zum stressigen Alltag, noch innere Ruhe zu finden. Ich war auch nicht an den biochemischen Prozessen der Fermentierung interessiert, wollte also nicht das “Wunder” Sauerteig verstehen.

Nein, tatsächlich war mir der Hype rund um die neuen handwerklichen Bäckereien zu viel. Und vor allem war mir das Brot zu teuer. Ich weiß natürlich, auch aus eigener Erfahrung als kurzfristig Selbstständiger in der Textilbranche, dass regionales Handwerk einfach mehr kostet. Ich konnte mir damals allerdings nicht leisten, so viel Geld für Brot auszugeben, und ich hatte ein ungutes Gefühl dabei, dass das Gros der Gesellschaft mit industriell gefertigter, schlechter Qualität abgefertigt wird, während vergleichsweise wenige das gute, gesunde Brot genießen können. Ich weiß schon, dass viele es sich nicht leisten wollen und wieder andere einfach keinen Zugang dazu haben, aber diese Diskussion möchte ich hier aus Platzgründen nicht führen.

Mich hat’s damals einfach angezipft, dass DAS Grundnahrungsmittel – Brot – plötzlich so (scheinbar) überteuert und chic war, darum habe ich angefangen, selbst zu backen. Mit null Ahnung, Knethaken im Handmixer, gebraucht gekauften, alten Simperln und einem Buch von Martin Johansson. Die Ergebnisse waren im Idealfall überschaubare, zumeist nur Achtungserfolge. Niederlagen gab es auch. Aber es wurde stetig besser.

Dann lernte ich K. kennen. Sie besitzt eine Küchenmaschine, ein einfaches, aber gutes Markengerät. Damit ging es deutlich bergauf. Ich begann, erste eigene Rezepte zu entwickeln. Und einige Zeit, nachdem mir besagte K. ein neues, wunderschönes Buch schenkte, kaufte ich mir tatsächlich auch ein Mehlsieb, um finally festzustellen, dass zwischen gesiebt und ungesiebt tatsächlich Welten liegen.  

Klar, heute fasziniert mich das alles schon in gewisser Weise. Jedoch immer noch nicht so sehr, als dass ich mich für die Prozesse dahinter überbordend interessieren würde. Ich mag es ganz grundsätzlich, mich an Dingen zu erfreuen und sie als funktionierend hinzunehmen.

Und ja, das Backen ist heute in gewisser Weise zu einer Entschleunigung für mich geworden. Aber es ist auch Arbeit und damit ist freilich manchmal aus Stress verbunden, denn das Timing muss an Job und Familie angepasst werden. Ein Teig, den ich dreimal falten muss, nach je einer Stunde Ruhezeit, um dann die Teiglinge so rechtzeitig zur Stückgare in den Kühlschrank zu bringen, dass ich sie zur geplanten Zeit ausbacken kann… mit Tiefenentspannung hat das bei mir selten zu tun. Es ist mehr ein Managementprozess, an dessen Ende die Befriedigung der fertigen Werke und des nach Brot riechenden Hauses steht.

Übrigens backe ich im Wesentlichen immer noch mit demselben, einfachen Equipment. Genau darum geht es mir mit ghostbakers ja auch: Ich will, dass jedermensch mit einfachen Mitteln ein gutes Brot im eigenen Ofen backen kann. Geh in den Supermarkt, kauf dir Mehl und wenn du keine Küchenmaschine hast, probiere es mit den Knethaken im Handmixer oder nimm einfach die Hände. Wurde früher ja auch so gemacht. Mehr als schiefgehen kann es nicht. Der Großteil der Rezepte im Blog sollte auch für Anfänger_innen machbar sein. Wenn du nicht den Anspruch hast, im ersten Versuch ein perfektes Meisterstück aus dem Ofen zu holen, wirst du jedenfalls Freude daran haben.

Freilich, je mehr sich mein Repertoire vergrößert und je mehr ich auch für die Nachbarschaft backe, erweitere ich notwendigerweise Schritt für Schritt meine Bezugsquellen wie auch mein Equipment. Alle Rezepte auf dieser Website funktionieren aber mit einer einfachen Küchenmaschine und mit Mehlen aus dem Supermarkt oder ggf. aus dem Bioladen/Reformhaus (z.B. Traubenkernmehl). Probiere es einfach aus. Das ist nämlich mit das Schönste am Brot backen: Das Experimentieren!

Am Anfang hilft es sicher auch, mehr prozess- als ergebnisorientiert zu denken. Denn dass Brote aus einer Profi-Backstube mit Spezialofen etc. anders ausschauen, ist uns allen klar, oder? Und wenn das Auge mal nicht mitessen will, soll es halt hungrig ins Bett gehen!

Eines steht am Ende über allem: Die eigene Freude – und die der Familie – an einem selbst gebackenen Brot, in dem rund 36 Stunden kostbare Zeit schmackhaft eingebacken sind. 

Und – so ehrlich muss ich sein – auch die Rückmeldungen (besonders die Komplimente) von Freund_innen, der Nachbarschaft und von dir als Leser_in dieses Blogs sind wunderschön. Ich freue mich, wenn’s dir schmeckt. Lass es mich wissen!

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